
Meine eigenen Gebrauchsspuren
Wenn ich heute sagen kann, ich bin entspannt und zufrieden, ist das nichts, was über Nacht einfach da war. Es war eine Entwicklung, eine Reise. Und sie war nicht immer leicht. In meinem Blog lade ich dich ein, mehr über meine eigenen Gebrauchsspuren zu erfahren und wie sie mein Leben beeinflusst haben. Und auch darüber, was sich für mich verändert, seitdem ich die wichtigste Beziehung in meinem Leben anerkenne und pflege - die Beziehung zu mir selbst.

Urlaub mit zuviel Gepäck
In diesem großartigen Ambiente in einem alten Schulgebäude nach Haggis und Muscheln als Vorspeise passierte es dann. Mit spitzen Fingern legte das Schicksal grinsend die letzte Kleinigkeit in meinen Rucksack. Und ich konnte nicht mehr. Keine Chance, mich noch irgendwie zu regulieren. Ich riss den Rucksack auf und schmiss völlig unvorhersehbar und in einer der Situation völlig unangemessenen Art und Weise meinen ganzen Frust mitten auf den Tisch zwischen Slow Cooked Beef Cheek, Fish Pie und Sticky Toffee Pudding.

Und jetzt ist alles anders
Und ich bin erneut dankbar, den Mut aufgebracht zu haben, mich der neuen Situation zu stellen. Ich habe mich verändert. Die Menschen neben mir im Stadion haben sich verändert. Und das ist okay. Es wäre wohl sogar eher befremdlich, wenn sich in anderthalb Jahren nichts verändert hätte. Und wie ein Freund von mir vor einem halben Jahr schon sagte: "Manchmal ist es doch auch ganz schön, in Mitten von lieben Menschen, die du meist nur beim Fußball triffst, einfach oberflächlich bleiben zu können und trotzdem herzlich miteinander zu sein." Recht hat er!

Wenn das innere Kind keine Ruhe gibt
Dann schickte mir meine liebe Verbündete heute einen Link zu einer Meditation zu einer Inneren-Kind-Reise. Meditieren hat mir früher schon geholfen, wenn auch meist dabei, zur Ruhe zu kommen. Also packte ich meinen Laptop nach Feierabend zur Seite und begab mich auf die Reise zu meinem inneren Kind. Und es war krass. Die Episode des Podcasts hatte eine Trigger-Warnung: „Achtung! Sehr intensiv und transformierend." Aber auf das, was während dieser Meditation passierte, konnte sie mich nicht vorbereiten. Das war so heftig wie bisher wenig in meinem Leben.

Wenn auf A nicht B folgt
Und dann stellte jemand meine Welt auf den Kopf und nahm einfach das B aus meiner logischen Auf-A-folgt-zwangsläufig-B-Anleitung. Ich kam einem Menschen näher, der eine klassische romantische Paarbeziehung von vornherein ausschloss. Einach so. Das bekannte Ziel B war vom Tisch und ersetzt durch ein X, von dem ich nicht so genau wusste, ob ich es wollte. Was ich aber auf gar keinen Fall wollte, war mich später zu fragen, was aus diesem X hätte werden können. Und so blieb mir nur, mich darauf ein und den Dingen ihren natürlichen Lauf zu lassen. Nicht gerade meine größte Stärke.

Ich habe mich geschämt
Ich habe mir meinen letzten Beitrag nochmal durchgelesen und festgestellt: Unter die Oberfläche habe ich dich nicht schauen lassen. Denn ein bisschen schäme ich mich dafür, wie unreflektiert ich damals Meinungen und Verhaltensweisen übernommen habe. Ich habe diese Ansichten vehement verteidigt und dabei oft Streit vom Zaun gebrochen, obwohl sie zum Teil gegen mein eigenes Wertekonstrukt verstießen. Einfach aus dem Drang, dazuzugehören. Diese Zeit war geprägt von Fußball, Oi! und Alkohol - und einem für mich toxischen Rollenbild.

Ich wollte dazugehören
Auch wenn jedes Tattoo, das ich habe, mit einer persönlichen Geschichte verbunden ist, wäre es nur die halbe Wahrheit, wenn ich sagte, sie wäre nur für mich. Mein erstes Tattoo hab ich mir gleich auf dem Unterarm stechen lassen. Nicht irgendwo auf dem Rücken oder der Brust, wo ich es leichter hätte verdecken können. Mir war es von Anfang an ein Bedürfnis, sie auch zu zeigen. Zu der Zeit wollte ich anecken, ein bisschen rebellieren, ein Stück aus dem angepassten Leben ausbrechen. Und habe damals gar nicht realisiert, dass ich nur die eine Anpassung gegen eine andere eintausche. Das passiert schnell, wenn mensch sich selbst noch nicht gefunden hat.

Wo kommt das alles her?
Es kam unerwartet und ich war nicht darauf vorbereitet. Eine einfache Frage sorgte dafür, dass sich Emotionen Bahn brachen, wie ich es noch nie vorher erlebt habe. Es ist ein Bild, von dem ich nicht weiß, ob es eine wirkliche Erinnerung ist. Doch es hat mich so intensiv berührt, dass ich davon überzeugt bin, dass ich ganz früh in meinem Leben etwas erlebt habe, das bis heute wirkt. Unsere Gebrauchsspuren kommen nicht von ungefähr und der Blick in die ersten Lebensjahre lohnt sich fast immer - auch wenn er viel Kraft kosten kann.

Routinen - gute Diener, schlechte Herren
Routinen - ich brauche sie, um am Ball zu bleiben und motivationsärmere Tage zu überbrücken. Ich brauche sie, um unliebsame Gewohnheiten durch bessere zu ersetzen. Doch irgendwann beginnen sie, mich einzuengen, mich zu beherrschen. Kennst du das auch?

Was ist mir im Leben wichtig?
Was ich im Leben eigentlich will und was meine am stärksten ausgeprägten Bedürfnisse sind, war mir bisher gar nicht bewusst. Und dass mein derzeitiges positives Lebensgefühl etwas damit zu tun hat, dass diese Bedürfnisse gerade erfüllt werden, auch nicht. Kennst du deine Bedürfnisse? Und werden sie gerade erfüllt?